Samstag, 20. Februar 2010

Kannibalenfische u.ä.

Menschliche Elterntiere können bisweilen schon mal am Rad drehen. Doch was mir zur Zeit eigentlich mehr Sorgen macht, sind jene Wesen in unserem Haushalt, die nicht der menschlichen Sorte angehören; sprich: unsere Tiere.
Zuerst einmal gibt es da die Fische. Unser Aquarium beherbergt -oder vielmehr beherbergte bis vor Kurzem- ein bunt gemischtes Sortiment aus Neonfischen, Zwergkrallenfröschen, einem braunen Antennenwels und einem Pärchen von Schwertträgern. Allerdings scheinen sich die glitschig-fröhlichen Gestalten einen Spaß darauf zu machen, sich gegenseitig fies zu dissen, den Nachwuchs des anderen zu verputzen und sich auf immer einfallsreichere Weise gegenseitig um die Ecke zu bringen. So haben wir bereits die erste Schwertträgerin (Katja) nach einer anscheinend sehr leidenschaftlichen Liebesnacht mit dem männlichen Träger verloren, der Nachwuchs ihrer Schwester (Anette) wurde von den unschuldig glubschenden Neonfischchen verputzt und Namenlos, der Ladykiller-Schwertträger dümpelte heute abend mit dem angeknabberten Bauch nach oben und erschrocken aufgerissenen Augen durchs munter plätschernde Wasser. Ein paar Neonfische sind auf mysteriöse Art und Weise verschwunden, einer der Frösche hat sein linkes Bein verloren und wurde kurz darauf tot in einer Alge gefunden, und der einzige, der bisher noch unbeschadet davonkam, ist der liebe Wels, der sich den ganzen Tag scheinheilig in seiner Unterwasser-Plastikburg versteckt und sich ab und zu hervorwagt, um schüchtern die kleinen Algen an der Wasserpumpe anzuknabbern.
Ich wette, der Bursche schleicht sich nachts klammheimlich aus seinem auf Mittelalter gemachten Versteck heraus und tut sich an den anderen Bewohnern des Aquariums zugute!
Das hätte ich wirklich nicht von Welsi erwartet. Wo diese Art von Fischen doch so tut, als wären sie harmlose Vegetarier!
In Verdacht kommen auch noch die Mini-Schnecken im Aquarium, von denen keiner eine Ahnung hat, wie die da reingekommen sind. Allerdings sind diese so winzig klein, dass wohl nicht mal die gesamte Herde einem Neonfisch etwas antun könnte, geschweige denn einem Schwertträger. Bis auf weiteres wird der Fall "Unheimlicher Fischmord" also noch ungelöst bleiben, doch wer weiß, vielleicht sieht man ja mal weiter..
Als nächstes ist dann da das nervenzerfetzende Battle zwischen Hasen und Meerschweinchen, das die kleinen Quieker so mitgenommen hat, dass sie sich sofort in der schmutzigsten Ecke ihres Kartons verkriechen, wenn man versucht, sie zu streicheln oder zu füttern.
Setzt man die haarigen Schweinchen zusammen mit den großäugigen, sanften Häschen ins Außengehege, hoppeln die stummelschwänzigen Schmusetierchen freudig und anscheinend ohne jeglichen bösen Absichten umher und lassen sich von den Schweinen anschnuppern.
Sieh da, das Häschen ist heute gut gelaunt! Na, wer weiß, vielleicht wirds ja heute was mit friedlichem Spielen.
Ich, als stolze Hasenmama, freue mich natürlich wahnsinnig über meine gelungenen Erziehungsmethoden. Habe ich die kleinen Hüpfer nicht schon als Babys den ganzen Tag auf dem Arm gehabt, sie handzahm gemacht, gefüttert, großgezogen und ihnen sämtliche Grundlagen eines friedfertigen Soziallebens beigebracht! Nun reiben sie freundschaftlich ihre Nasen an denen der quiekenden Schweinchens. Und kaum schaut Hasenmama auch nur eine Sekunde weg, verwandeln sich die friedfertigen, dicken Hoppler in blutrünstige Bestien und man hört ein durchdringendes Quieken, als sich fünf Zentimeter scharfer Hasenzähne in saftiges Meerschweinchenfleisch versenken. Zwei schockiert durch das Gehege huschende, empört quiekende Schemen, zwei lieblich zusammengekauerte Häschen, die unschuldig ihre Ohren putzen. Was denn? Wir haben nichts getan, wir warens nicht. Sieh nur, wie wir hiersitzen und uns putzen.
Ja, wahnsinnig putzig. Sowas kann einer alleinerziehenden Hasenmama schonmal den Tag vermiesen. Sollten denn alle meine Bemühungen umsonst gewesen sein?
Dann ist da natürlich noch Sorgenkind Hamster. Kaum habe ich ihm die fettigen Sonnenblumenkerne abgewöhnt, hat er eine neue Leibspeise entdeckt, die noch skurriler ist als die Vorliebe von Hennes Hamster Dante für Geschirrtücher. Man hat mir geraten, ich solle ein Sandbad für den Kleinen aufbauen, das würde ihm wahnsinnig gefallen. Klar, als sich ständig sorgende Hamsterbesitzerin habe ich das sofort getan: Ein Schälchen voll feinstem Hamsterbadesand steht inzwischen in der Ecke des Käfigs meines pummeligen Schützlings namens Loki^^. Und wie dem Kleinen das Bad gefällt!
Vergessen sind sämtliche Sonnenblumenkerne, als er sich mit einem imaginären Freudenschrei auf das Schälchen stürzt und sich in die staubigen Fluten wirft. Natürlich, es gefällt ihm sogar sehr, er liebt es, im Sand zu sein!
Allerdings nicht, um darin zu baden.
Er isst ihn lieber.
Jedesmal, wenn ich ein Nagen, das ständig von ungesundem Knirschen begleitet ist, höre, weiß ich genau: das runde, weiße Tierchen sitzt mal wieder in seinem Bad.
Danach schleppt es sich zufrieden mampfend -und knirchend- an sein Trinkfläschchen, trinkt es halb leer -was ein zehnminütiges, permanentes KLKLKLKLKLKLKLKL erzeugt, wenn die kleine Metallkugel vor-und zurückgeschoben wird, um Wasser in das Mäulchen meines Lieblings zu schleußen- geht naserümpfend an Paprikastückchen und ausgehöhlten Gurken vorbei -wer braucht schon so etwas, wenn man Junkfood- Sand haben kann- und rollt sich zusammen, um in der Ecke, die der Heizung am nächsten liegt, zu schlafen.
Vor kurzem habe ich ein mal ganz kurz nicht aufgepasst, da höre ich ein zufriedenes Schmatzen und das Geräusch einer kleinen Zunge, die sich die Hamsterlippen leckt. Ein Blick zu meiner Seite- AAAH!! Hamsterchen hat sich auf seinem täglichen Freigang durch mein Zimmer doch tatsächlich über meine Schokolade hergemacht! Sofort reiße ich dem kleinen das Stückchen Schoki aus den Händchen und halte ihm eine Moralpredigt. Dsungarische Zwerghamster wie er dürften keine Schokolade fressen, das verklebe seine Backentaschen-wobei ich entzückt über das Wort Backentaschen kurz innehalte- und dann würde er Karies bekommen und einen langsamen, qualvollen Tod sterben. Er solle jetzt also gefälligst alles, was er in seinem Mäulchen habe, wieder ausspucken, sonst gäbe es was auf den Hintern. Der Kleine strampelt empört und will unbedingt an die Schokolade. Nix gibts!
Zurück mit dem Hamster in seinen Käfig. Ich setzte mich hin und mache mir große Vowürfe. Wie kann man als Hamstermama nur so unverantwortlich sein! Jetzt muss mein Kleiner leiden, weil er vielleicht Zahnschmerzen bekommt!
Jetzt, ein paar Tage hinterher, ist er allerdings so munter und immer. Das Sandfressen habe ich ihm sogar schon fast abgewöhnt- wobei ich eine neue Schwäche des Kleinen entdeckt habe. Mehlwürmer!
Nach diesen Leckerbissen ist er ganz verrückt, auch wenn sie definitiv zu fettig für ihn sind (ein herzhafter Biss meinerseits in diese seine neue Leibspeise und diese Erkenntnis ist festgestellt), aber wenigstens hält es ihn vom Sand ab. Sobald ich an seinem Käfig vorbeikomme, stürzt er sich an die Gitterstäbe- MEHLWÜRMER, MEHLWÜRMER!
Na gut, einen für heute, aber dafür gibts dann morgen wieder Gurke. Hör auf zu schmollen, das Leben besteht nicht nur aus Junkfood.
Ich bin stolz auf meine Erziehungsmethoden. Vor kurzem hat er sich sogar ein paar Mal im Sand gewälzt. Ohne auf ihm rumzukauen.

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